Schizophrenie

Was ist Schizophrenie ?

Schizophrenie ist eine schwere psychische Erkrankung, die bei rund 1% der Bevölkerung auftritt1. Man schätzt, dass in Deutschland ungefähr 800.000 Menschen betroffen sind. Kennzeichnend für die Erkrankung sind einerseits ein episodisch auftretendes Erleben von akuten Phasen mit Symptomen wie Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Denkstörungen und andererseits oft langfristige Beeinträchtigungen wie Antriebstörungen, Depressionen oder kognitive Symptome2.

Die Krankheit tritt meist erstmals zwischen dem 15. und dem 30. Lebensjahr auf und entwickelt sich schleichend2. Erste leichte Anzeichen werden vom Umfeld häufig nicht wahrgenommen und eher einer „pubertären Krise" zugeschrieben. Zudem sind diese oft unspezifisch, wie z.B. Konzentrationsprobleme, depressive Stimmung oder dem Gefühl, verfolgt zu werden.

Erst mit dem ersten manifesten Auftreten einer psychotischen Episode mit Wahnvorstellungen und/oder Halluzinationen wird die Diagnose einer Schizophrenie gestellt. Oft wird hier eine Klinikeinweisung notwendig3. Der Verlauf der Erkrankung ist sehr unterschiedlich. Nach einer akuten ersten Krankheitsepisode kann es bei etwa 20% der Betroffenen zu einer vollständigen Remission kommen. Bei etwa zwei Dritteln der Betroffenen entwickelt sich ein chronischer Verlauf mit gewissen oder schweren Beeinträchtigungen und bei weiteren etwa 5-10% der Betroffenen kommt es zu chronisch fortschreitenden Verläufen ohne abgrenzbare einzelne Krankheitsepisoden2.

Schizophrenie

Ursachen

Die Ursachen für die Entstehung einer Schizophrenie sind noch nicht vollständig geklärt und man geht aktuell von einem Zusammenwirken verschiedener krankheitsauslösender Faktoren aus2,4.

Genetische Faktoren spielen dabei eine wichtige Rolle - das Risiko steigt deutlich, wenn ein enger Familienangehöriger betroffen ist5,6. Des Weiteren sind umweltbedingte Faktoren wie psychosozialer Stress (insbesondere Traumatisierung, Diskriminierung oder Drogenkonsum), sowie biologische Ereignisse wie Hirnentwicklungsstörungen während der Schwangerschaft/vor der Geburt, Geburts- oder Schwangerschaftskomplikationen bedeutende Ursachen2,6.

Klinische Symptome

Die Symptomatik erkrankter Menschen ist sehr verschiedenartig und es gibt kein Leitsymptom, welches bei jedem Patienten auftritt5. Es handelt sich um eine komplexe Erkrankung, bei der viele psychische Funktionen beeinträchtigt werden.

Man unterscheidet zwischen sogenannten Positiv- und Negativsymptomen:

  • Positivsymptome2 sind Ãœbersteigerungen und/oder starke Fehlinterpretationen des normalen Erlebens (ein „Zuviel“). Sie betreffen die Wahrnehmung, inhaltliches und formales Denken sowie Ich-Erlebnis-Störungen. Dazu gehören Wahnvorstellungen, Halluzinationen, insbesondere kommentierende oder dialogische Stimmen und Denkstörungen, wie die Schwierigkeit, Gedanken und Sätze sinnvoll zu ordnen.
  • Negativsymptome2 sind Einschränkungen des normalen Erlebens (ein „Zuwenig“) und tragen in erheblichem Maße zur Krankheitsbelastung bei. Es handelt sich um Grundsymptome, die den Langzeitverlauf prägen. Zu dieser Art Symptomatik zählen beispielsweise sozialer Rückzug, Antrieblosigkeit, Freudlosigkeit.

Außerdem gibt es kognitive Krankheitssymptome wie Aufmerksamkeitsstörungen, Gedächtnisstörungen oder desorientierte, zerfahrene Sprache sowie affektive Symptome wie Depression.

Was ist das Ziel der Behandlung ?

Ziel ist, durch die Behandlung die Symptome zu minimieren und so den Betroffenen ein möglichst selbstbestimmtes, sozial integriertes Leben zu ermöglichen2. Die Therapie der Schizophrenie erfolgt durch die Kombination von medikamentöser Behandlung, Psychoedukation und Psychotherapie sowie Soziotherapie. Alle Therapieformen sollten von Anfang an angeboten und berücksichtigt werden.

Von besonderer Bedeutung ist die frühzeitige Vermeidung von Rückfallen durch eine auf den Patienten / die Patientin individuell abgestimmte Langzeittherapie2, da jeder Rückfall mit schwerwiegenden Folgen für die Betroffenen einhergeht. Besonders das durch Rückfälle resultierende verminderte Ansprechen auf die Therapie und der damit generellen Verschlechterung des Krankheitsverlaufs sind hier hervorzuheben2.

Eine große therapeutische Herausforderung in der Langzeitbehandlung stellen jedoch mangelnde Therapietreue und Therapieabbrüche dar. Es ist davon auszugehen, dass mindestens die Hälfte der Patienten und Patientinnen ihre Medikamente nicht oder nicht in der vereinbarten Weise einnimmt7. Mangelnde Therapietreue ist der häufigste Grund für das Erleiden eines Rückfalls, welcher immer mit schwerwiegenden Folgen für den Patienten / die Patientin einhergeht2.

Somit ist eine frühzeitige und effektive Behandlung und ein möglichst konsequentes Vermeiden von Rückfällen entscheidend, um das Fortschreiten der Krankheit und die damit für den Patienten / die Patientin verbundenen Einschränkungen im täglichen Leben zu verhindern2. Die medikamentöse Therapie ist eine wesentliche Säule des Gesamtbehandlungskonzepts und sollte auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten zusammen mit dem Arzt angepasst werden. Neben oralen Therapieformen stehen auch langwirksame Medikamente in Depotform zur Verfügung, welche aufgrund ihrer Wirksamkeit über mehrere Wochen eine wirksame Alternative zur oralen Medikation darstellen. Daher sollten Depot-Antipsychotika in der Rezidivprophylaxe als Behandlungsalternative jedem Patienten / jeder Patientin angeboten werden2.

 

Referenzen

  1. Hasan A, Falkai P, Lehmann I, Gaebel W: Clinical practice guideline: Schizophrenia. Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 412–9. DOI: 10.3238/arztebl.2020.0412
  2. Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie PuNeVD. S3-Leitlinie Schizophrenie. AWMF-Register Nr. 038-009 2019.
  3. Gehirn&Geist, Dossier 5/2022, Boris Chaumette, Denken auf Abwegen.
  4. Davis J, Eyre H, Jacka FN, et al. A review of vulnerability and risks for schizophrenia: Beyond the two hit hypothesis. Neurosci Biobehav Rev 2016;65:185-194.
  5. Schmitt A, Falkai P, Schulze TG. Ätiologie und Pathogenese. In: Falkai P, editor. Praxishanbuch Schizophrenie. 1: Elsevier; 2016. p. 5 - 6.
  6. Schmitt A, Malchow B, Hasan A, Falkai P. The impact of environmental factors in severe psychiatric disorders. Frontiers in neuroscience. 2014;8:19.
  7. Kane JM, Kishimoto T, Correll CU. Non-adherence to medication in patients with psychotic disorders: epidemiology, contributing factors and management strategies. World Psychiatry 2013;12(3):216-226.